Der Schweidnitz-Ausschuss im Städte
Partner Biberach hat auch in diesem Jahr zum polnischen Essen anlässlich des
Nationalfeiertages am 11. November geladen, ins Restaurant Ropach im
Hospitalquartier. Die Vorsitzende Małgorzata Jasinska-Reich gab entsprechend
des Anlasses einen kurzen Abriss über mehr als 1000 Jahre polnischer
Geschichte.
Der erste polnische Herrscher Mieszko I. aus der Dynastie der
Piasten ließ sein Volk 966 taufen, was als die Geburtsstunde Polens als Staat
gilt. Die Blütezeit und größte Ausdehnung von der Ostsee bis ans Schwarze Meer
erlangte das Königreich Polen-Litauen im 16. Jh. unter der Dynastie der Jagiellonen.
Im 18. Jh. wurden die polnischen, zu
dieser Zeit vom Adel gewählten Könige schwächer und von ausländischen Mächten
dominiert, 1795 verschwand Polen im Zuge der dritten Teilung schließlich für
123 Jahre von der Landkarte und wurde unter Preußen, Russland und Österreich
aufgeteilt. Dieses nationale Trauma ist, so Jasinska-Reich, auch eine Erklärung
für den heutigen Nationalstolz der Polen.
Im Zuge der Neuordnung nach dem 1.
Weltkrieg entstand Polen 1918 wieder als Staat, darauf bezieht sich der 11.
November als Nationalfeiertag und Anlass für den Abend. Doch auch in den nächsten 100 Jahren war
Polen nur die Hälfte der Zeit wirklich selbständig und frei. 1939 überfiel
Nazi-Deutschland das Land, damit brach der 2. Weltkrieg aus. Polen war das vom
2. Weltkrieg am meisten betroffene Land, am Ende des Krieges stand die
Westverschiebung der Ost- und Westgrenze des Landes, mit der Folge der
Vertreibung von Millionen Menschen, Deutschen und Polen, die aus den dann von
der Sowjetunion okkupierten Gebieten Ostpolens ebenso vertrieben wurden.
Die
Botschaft der polnischen Bischöfe 1965 an die deutschen Amtsbrüder und der
Kniefall Willy Brandts in Warschau 1970 markierten erste Annäherungen nach den
Gräueln des 2. Weltkriegs. Nach dem Entstehen der Solidarność 1980 auf der Danziger
Lenin-Werft mit dem Anführer Lech Wałęsa, dem
späteren Staatspräsidenten, reagierten die Kommunisten noch einmal mit
Kriegsrecht, bevor im Juni 1989 die ersten teilweise freien Wahlen in Polen
noch vor dem Fall der Berliner Mauer das Ende des Kommunismus einläuteten. 1994 die Nato-Mitgliedschaft, im Mai 2004 der Beitritt in die Europäische Union waren
die weiteren Stationen der polnischen West-Integration.
„Wer
sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen,“
zitierte Jasinska-Reich den amerikanischen Philosophen und Schriftsteller
George Santayana. „Angesichts der aktuellen politischen Entwicklung in ganz
Europa ist es wichtig, die partnerschaftliche Idee zwischen den Ländern und die
Völkerverständigung zu pflegen, damit wir Freunde bleiben und keine Kriege mehr
entstehen“, beendete Jasinska-Reich ihre Ansprache.
Der
Koch des vollbesetzten Restaurants Ropach, Paweł Gawlik, hatte mit seinem Team
ein vielseitiges und reichhaltiges Büffet mit polnischen Spezialitäten
vorbereitet, das von den Gästen sehr gelobt wurde. Untermalt wurde der Abend
mit aktueller polnischer Musik.