Nachdem in Europa die teils sehr strikten Maßnahmen infolge der SARS-CoV2-Pandemie gelockert werden, hat der Verein Städte Partner Biberach e. V. nach der derzeitigen Situation in den Partnerstädten nachgefragt. Aus Guernsey, Valence, dem Tendring District und Asti gingen in der vergangenen Woche die folgende Rückmeldungen (teilweise gekürzt) bei den Biberacher Aktiven in Sachen Städtepartnerschaften ein.
Von der Kanalinsel Guernsey schreibt Irene Harvey:
Einige Hotels und Restaurants sind offen, aber meist nur von Freitag bis Sonntag. Und sie werben für „Staycations“ – dafür, dass wir Ortsansässigen hier Urlaub machen sollen. Wir sind schon zweimal in Restaurants gewesen, aber es ist noch relativ ruhig, nur wenige Tische waren besetzt. Die Schulen haben auch wieder offen; aber ob alle Leute ihre Kinder zum Unterricht schicken, weiß ich nicht.
Die Besuche der Kreuzfahrtschiffe sind momentan bis Ende August abgesagt, danach sieht man weiter. Aber die Touristen fehlen uns sehr. Es kommt niemand nach Guernsey, da alle Ankommenden zwei Wochen in Quarantäne verbringen müssen.
Bis jetzt waren auch noch viele Geschäfte von englischen Handelsketten geschlossen, weil die in England auch noch zu sind. Viele Leute arbeiten auch noch immer von zu Hause. Und vieles geht noch ein bisschen langsamer als sonst. Am Sonntag sind die Kirchen zu ersten Mal offen, mal sehen ob die Leute kommen.
Wir dürfen wieder die Inseln Herm, Sark und Alderney besuchen. Nicht aber Jersey, da es dort noch ein paar Covid-19-Fälle gibt.
Wir selbst können hier eigentlich alles machen, außer eben die Insel verlassen.
Romain Galati schildert die Situation im französischen Valence: Das Leben wird langsam wie früher. Die Schulen sind seit den 11. Mai teilweise, und ab nächster Woche komplett geöffnet und alle Schüler müssen zur Schule. Es kann vielleicht komisch wirken, nur ein paar Tage zurück zur Schule zu vor den Ferien zu gehen. Aber es gibt viele Schüler, die seit März nicht mehr in der Schule waren und für diese Schüler besteht eine eine riesige Gefahr, dass die Verbindung zur Schule verloren geht.
Die Restaurants und Geschäft sind wieder auf, aber es muss einen bestimmten Abstand zwischen den Tischen geben. Im Allgemeinen funktioniert das schon, die Menschen gehen wieder ins Restaurant. Wir hoffen, dass diese Beschränkungen bald gelockert werden, damit sich die Situation für die Restaurants bessert.
Was sich geändert hat, ist, dass weiterhin viele Menschen im Homeoffice arbeiten. Vor dem Coronavirus war es schon für eine kleine Minderheit möglich, von zu Hause zu arbeiten. Jetzt haben viele Unternehmen gemerkt, dass man gut von zu Hause arbeiten kann. Es ist jetzt besser akzeptiert und wird fortgeführt. Mal sehen, wie diese Entwicklung in der Arbeitswelt sich auf Dauer durchzusetzen vermag.
Sport ist erlaubt, nicht aber Gruppensport. Prinzipiell sind Veranstaltung mit mehr als 10 Person nicht erlaubt. Diese Entscheidung wird sehr kritisiert, vor allem, weil es viele Demos gegen Rassismus und Gewalt der Polizei gibt. Aber diese Demos sind ein anderes Thema.
Nächste Woche findet die zweite Runde der Kommunalwahl statt. Das betrifft aber nicht Valence, weil unser Bürgermeister schon im ersten Rund gewählt worden war. Aber es gibt schon eine Wahlkampfstimmung in den Medien.
Die Lage im britischen Tendring District beschreibt Joy Phillips: Dies hier schreibe ich unmittelbar vor einer weiteren Änderung der Corona Lockdown Regeln: Sie scheinen sich derzeit regelmäßig zu ändern und dann ändert sie die Regierung wieder, weil diese ihre Ansicht geändert hat. Seit dem 15. Juni dürfen wir wieder in einige unserer Läden gehen, wir dürfen eine andere Familie treffen, so dass Großeltern ihre Enkelkinder wiedersehen können. Schulen sind nur zum Teil geöffnet und werden erst wieder Anfang September ihren vollen Betrieb aufnehmen. Restaurants und Pubs hoffen, dass sie in einem Monat öffnen können, wobei dies einigen nicht möglich sein wird, da der Abstand von 2 Metern nicht realisiert werden kann. Einrichtungen mit Außenbewirtung könnten früher öffnen, aber es ist noch nichts Genaues bekannt. Frisöre sowie Kosmetikstudios, Physiotherapeuten und die meisten Zahnärzte sind noch geschlossen. Kirchen und andere größere Veranstaltungen finden noch nicht statt. Fußballspiele werden ohne Zuschauer gespielt. Unsere Gegen ist überwiegend eine Küstenregion, die stark von Touristen abhängig ist – Leute, die wir derzeit nicht wirklich hier haben möchten. Ferienheimbesitzern ist empfohlen worden, nicht zu kommen. Trotzdem ist zunehmend mehr Betrieb an den Stränden.
Viele von euch kennen Carol, die in Clacton ein Hotel besitzt. Sie und Peter mussten das Hotel für 8 Wochen komplett schließen. Seit zwei Wochen ist es wieder geöffnet, während der Woche haben sie zwischen einem und vier Gästen, so Joy Phillips. Colin Knight ergänzt: Heute morgen haben wir es zum ersten Mal gewagt, eine Gärtnerei aufzusuchen. In der ersten Gärtnerei war es ruhig, aber alle Pflanzenerde, Dünger und viele andere Dinge waren ausverkauft. In einem weiter entfernten Gartenmarkt auf dem Land war alles erhältlich, deswegen hat sich die lange Fahrt dorthin gelohnt. Wir hatten viel Regen, was den Pflanzen guttut. Der Garten schaut wundervoll aus, aber meine ‚Open Garden‘ Veranstaltungen werden nicht stattfinden. Die Open Garden Aktion des Verbandes National Garden bringt viel Geld für medizinische und pflegerische gemeinnützige Einrichtungen und ist durch die Corona-Epidemie stark betroffen. Anstelle von der offenen Gärten haben wir davon Videos aufgenommen, so dass mit sie zumindest virtuell besuchen kann.
Bisher machten wir kurze Spaziergänge in den Felder in unserer unmittelbaren Umgebung und auf der Strandpromenade. Manchmal, vor allem wenn das Wetter schön ist, sind dort zu viele Leute unterwegs und es ist schwierig, denjenigen aus dem Weg zu gehen, denen die Sicherheitsvorkehrungen egal sind und die keine 2 Meter Abstand wahren. Das kann ärgerlich sein.
Aus Asti schrieb Simona Bottero: Wie auch im Rest von Italien verbessert sich die gesundheitliche Situation auch in Asti. Das öffentliche Leben kommt wieder in Gang und bis Ende Juni werden auch die Kinos und Theater wieder öffnen, selbstverständlich unter Einhaltung der strengen Hygienevorschriften und Sicherheitsabstände. Asti wurde von Covid-19 stark getroffen: bis Ende Mai verstarben 233 Personen und weitere 1831 waren positiv getestet, aber glücklicherweise hatte das Krankenhaus die Situation immer im Griff, auch wenn die Gefahr natürlich noch nicht vorbei ist.
Neben den gesundheitlichen Schwierigkeiten ist die wirtschaftliche Situation sehr besorgniserregend und viele Familien benötigten die Unterstützung der Stadt Asti und vieler Wohltätigkeitsorganisationen, um zu überleben. Der Bürgermeister von Asti Maurizio Rasero und der gesamte Stadtrat waren ständig präsent für die Bürger. Der Bürgermeister hat jeden Abend während dieser drei langen und schwierigen Monate eine Facebook-Direktübertragung mit den wichtigsten Informationen des Tages gepostet.
Unter den vielfachen Schwierigkeiten sind auch insbesondere die seit Ende Februar geschlossenen Schulen, Kindergärten und Kitas, die für dieses Schuljahr nicht mehr öffnen werden. In dieser Notsituation sind die privaten Einrichtungen in besonderen Schwierigkeiten, da sie sich entschlossen haben den Familien zu helfen, indem sie auf das Schulgeld verzichten. Somit gibt es aber kein Budget um die Gehälter der Angestellten sowie die Unterhaltskosten der Einrichtungen zu bezahlen.