Verständnis für unsere europäischen Nachbarn zu fördern, ist ein Anliegen des Städte Partner Biberach e.V. mit seinen internationalen Wochen, in diesem Jahr den Polnischen Wochen. Prof. Dr. Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts und exzellenter Kenner Polens, erklärte den Besuchern seines Vortrags in der VHS, dass die Polen proeuropäisch sind, wenngleich ihnen die Souveränität des Landes sehr wichtig ist. Die polnischen Teilungen – im 19. Jh. und bis 1918 war Polen für 123 Jahre von der Landkarte verschwunden und unter den Nachbarmächten Russland, Preußen und Österreich-Ungarn aufgeteilt – und der deutsche Überfall auf Polen im Zweiten Weltkrieg mit fünf Millionen getöteten Polen sind das Trauma der Nation bis heute. Das erklärte den Wahlsieg der rechtsnationalen Regierung vor acht Jahren, die zudem der Bevölkerung Wahlgeschenke machte in Form von Sozialleistungen und Absenkung des Rentenalters.
Polen hat nach der Wahl im Oktober inzwischen eine neue Regierung unter dem früheren EU-Ratspräsidenten Donald Tusk, in die die Nachbarn große Hoffnungen setzen. Unabhängig von der Politik, so Oliver Loew, sei es wichtig, den Nachbarn Polen besser kennenzulernen, denn Empathie gehe nur mit Verständnis. In diesem Zusammenhang warb Loew für das Projekt eines deutsch-polnischen Hauses in Berlin. Er stellte die Bedeutung von zivilgesellschaftlichen Kontakten und Engagement heraus, die jenseits der Politik Fundament freundschaftlicher Beziehungen sind.
Jedes Jahr lädt der Schweidnitz-Ausschuss zum polnischen Essen anlässlich des polnischen Nationalfeiertages ein, diesmal ins Restaurant Esszimmer in Mittelbiberach. Die Vorsitzende Małgorzata Jasińska-Reich gab entsprechend des Anlasses einen kurzen Abriss über mehr als 1.000 Jahre polnischer Geschichte.
Der erste polnische Herrscher Mieszko I. aus der Dynastie der Piasten ließ sein Volk 966 taufen, was als die Geburtsstunde Polens als Staat gilt. Die Blütezeit und größte Ausdehnung von der Ostsee bis ans Schwarze Meer erlangte das Königreich Polen-Litauen im 16. Jh. unter der Dynastie der Jagiellonen. Nach den Teilungen entstand Polen im Zuge der Neuordnung nach dem Ersten Weltkrieg 1918 wieder als Staat.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges stand die Westverschiebung der Ost- und Westgrenze des Landes, mit der Folge der Vertreibung von Millionen Menschen, Deutschen und Polen. Polen stand in der Folge unter der Vorherrschaft der Sowjetunion bis 1989.
Simon Kaiser hatte mit seinem Team vom Restaurant Esszimmer in Mittelbiberach ein vielseitiges und reichhaltiges Vorspeisen-, Hauptgänge- und Dessert-Büffet mit polnischen Spezialitäten vorbereitet, das das breite Spektrum der polnischen Küche darbot. Untermalt wurde der Abend mit aktueller polnischer Musik.
Foto: Małgorzata Jasińska-Reich beim Kurzvortrag über die polnische Geschichte, im Jahr 2004 ist Polen der EU beigetreten.