Drei Immigranten aus Valence begeistern im Jazzkeller
Biberach (hbs) – Es mag abgedroschen klingen, aber der Auftritt der Valencer Band „Immigrants“ hat mal wieder überzeugend gezeigt, dass Musik Grenzen sprengen kann. Wenn nun also im Rahmen der Französischen Woche im Oberschwäbischen ein New Yorker, ein Pole und ein Franzose (noch dazu ein waschechter Valencer Jung) Chicago- oder Delta Blues spielen, und die Zuhörer begeistert klatschen, dann ist das doch schon ein bisschen melting point, was sich da am vergangenen Freitag im gut besuchten Biberacher Jazzkeller abgespielt hat. Und wenn man bedenkt, dass der an diesem Abend vorherrschende Musikstil auch schon bald einhundert Jahre auf dem Buckel hat, war das das Gebotene überhaupt nicht angestaubt. Auch klang die Musik des Trios aus Valence überhaupt nicht traurig, selbst wenn die näselnde Stimme von Tomek Dziano schon häufig voll den Blues drauf (oder drin?) hatte. Zudem überzeugt der gebürtige Pole als einfühlsamer Gitarrist, der auf seiner Epiphone wundervolle weiche Soli zauberte. Die rhythmische Grundlange dafür bereitete Mike Greene, den die Liebe vor rund 40 Jahren von New York nach Südfrankreich lockte, mit seinen akustischen Gitarren. Auch er ein hervorragender Sänger, der nicht allein mit Blues, sondern auch mit starkem Singer-Songwriter-Einfluss aufmerken ließ und diese Qualitäten bei einem Bob-Dylan Stück in Szene setzte. Bei seinen kurzweiligen, abwechselnd in Englisch und Französisch vorgetragenen Ansagen ließ Greene immer wieder sein Talent als Entertainer aufblitzen. Den bluesigen Sound vervollständigte mit seiner Bluesharp der glänzend aufgelegte Alain Michel, der mit seinen kraftvollen Soli immer wieder verdienten Szenenapplaus für sich einheimste. Die drei Vollblutmusiker brachten ihre Qualitäten nicht nur in ihren Soli zum Ausdruck, sondern überzeugten vor allem als Team. Und belegten mit ihrem feinfühligen und filigranen Spiel die These, dass oftmals wenig mehr sein kann, und dass Lautstärke nicht alles ist. Mit der Auswahl ihrer Stücke boten die „Immigrants“ kraftvollen Blues, der zum Mitklatschen animierte, bis hin zu zarten, leisen Stücken, bei denen es im Raum mucksmäuschenstill wurde. In ihrem Repertoire fanden sich auch etliche eigene Stücke von Mike Greene und Tomek Dziano, die neben Songs von Größen wie Robert Johnson, Jimmy Reed oder John Lee Hooker auch diese kreativen Fähigkeiten hervorhoben. Nachdem Mike Greene im Laufe des Abends meinte, dass sich Französisch nicht wirklich gut zum Singen eignet, schnappte sich Alain Michel zur Zugabe eine Gitarre und bewies mit einem Song aus den Sümpfen Louisannas, wo noch heute französisch gesprochen wird, das Gegenteil. Im Singer-Songwriter-Stil endete nach rund drei Stunden ein weiterer gelungener Abend der Französischen Woche, der bei allen Beteiligten in bester Erinnerung bleiben wird, und der weitere freundschaftliche Bande zwischen den beiden Partnerstädten Valence und Biberach knüpfte und bestehende auffrischte.