Biberach (hbs) – Wieder einmal hat der Genueser Akustikgitarrist Beppe Gambetta in Biberach konzertiert, und erneut war es ein überzeugender, begeisternder Auftritt in der ausverkauften Stadthalle. Das „wieder einmal“ deutet auf eine Vorgeschichte hin, und diese ist sicherlich recht ungewöhnlich. Denn seit nunmehr 25 Jahren tritt Beppe Gambetta doch ziemlich regelmäßig in oder um Biberach herum auf. Eine tragende Rolle kommt dabei dem Partnerschaftsverein zu, und hier im Besonderen den Mitgliedern im Asti-Ausschuss. Denn über gemeinsame Freunde in Asti kam der Genueser Gitarrenmaestro 1989 erstmals nach Biberach, und dieser Freundeskreis ist noch heute unterstützend bei der Organisation der Konzerte aktiv mit dabei. In seinem Rückblick erzählte er in bestem Trapattoni-Deutsch von frühen Auftritten auf den frühen Musikfrühlings, bei dem Geld für den Neubau der Jugendmusikschule gesammelt wurde, und Beppe stolz ist, dass zumindest ein halber Ziegel über ihn zum Neubau beigesteuert wurde; oder von Konzerten auf der Treppe in der vhs, in der er auch Gitarren- und sogar Kochkurse abgehalten hatte. In Biberach konnte also der künstlerische Werdegang Gambettas quasi hautnah verfolgt werden, von einem guten Gitarristen hin zu einem der Weltbesten in diesem Genre des Flatpickings, in dem aber nur sehr, sehr selten Millionäre geboren werden. Mit seinen Entertainerfähigkeiten, seinem Charme, seiner angenehm warmen Stimme und natürlich seinen außergewöhnlichen Fingerfertigkeiten auf der akustischen Stahlsaitengitarre hat sich Gambetta eine große Fangemeinde für seine musikalische Nische, dem „Flatpicking“ -das Zupfen der Saiten mit dem Plektrum- geschaffen, die jedes Jahr aufs Neue für ein volles Haus sorgt. Egal ober er als Solist auftritt oder einen seiner zahlreichen Musikerkollegen mitbringt. Auch in diesem Jahr hat er sich zwei Hochkaräter aus der Genueser Musikszene zur Verstärkung mitgebracht, den Bassisten Riccardo Barbera und den Perkussionisten Marco Fadda. Beide sind zumindest in Italiens Musikszene sehr bekannt, hierzulande noch nicht wirklich, obwohl sie schon zusammen mit internationalen Musikgrößen wie Al di Meola (Barbera) oder Billy Cobham, Al Jarreau oder Sting (Fadda) aufgetragen sind bzw. im Studio aufgenommen haben. Riccardo Barbera zumindest war vor einigen Jahren auch schon mehrfach in Biberach aufgetreten, damals zusammen mit Beppe Gambettas Sohn Filippo. Alles in allem eine doch recht beindruckte 25-jährige (Familien-) Geschichte.
Musikalisch führte Beppe Gambetta seine Zuhörer durch sein reichhaltiges, auf mittlerweile 12 Tonträgern veröffentlichtes Schaffen, mit einigen neuen Songs im Repertoire und vielen in seiner Fangemeinde wohlbekannten Stücke. In der bislang in Biberach noch ungehörten Besetzung mit akustischer Gitarre, Kontrabass und Perkussion erklangen jedoch auch die „alten“ Lieder in neuen, noch ungehörten Arrangements. Gambetta zog dabei alle Register seines Könnens, ließ nach wie vor seine Finger mit schier unglaublicher Schnelligkeit über den Gitarrenhals wandern, und bewies mit seinem variablen Spiel eindrucksvoll, dass gute Arrangements und ein guter Klang nicht von der Geschwindigkeit leben, sondern von der Kunst, die einzelnen Töne gekonnt zum Klingen zu bringen. In den Stücken, größtenteils Eigenkompositionen, zauberte er einen bunten Klangteppich aus Mazurkas, Serenaten, Fandango, Blues und mehreren italienischen Cantautore-Stücken, vorwiegend aus der Feder des Genueser Fabrizio de Andrè. Das Spektrum reichte bis zu Guiseppe Verdis (oder auf gut Neu-Amerikanisch: Joe Greens) Arie „La Vergine degli Angeli“ aus „Der Macht des Schicksals“, kongenial begleitet vom Bassisten Barbera. Barbera legte mit seinem Bassspiel, aus dem eindeutig eine klassische Ausbildung und jazzige Klänge herauszuhören waren, ein solides Fundament, und unterstützte zurückhaltend, aber sehr gelungen Gambettas Gitarrenspiel. Vor allem in seinen Soli hat er ohne Effekthascherei ein breites Spektrum dessen, was aus einem Kontrabass gezupft und gestrichen entlockt werden kann, gekonnt zu Gehör gebracht. Den passenden Rhythmus steuerte Marco Fadda mit einer Vielzahl an Perkussionsinstrumenten, vor allem jedoch auf seiner Cajon, bei. Beppes Komposition „Stomp Jump“ brachte er passenderweise mit einem Waschbrett zum Rennen, und bei „Light in Torraca“ brachte er das Publikum in der Stadthalle mit einem ökologisch-nachhaltigen Schlagzeug zum Staunen und Schmunzeln: bei seinen Gastgebern (wie unter Freunden und beim Partnerschaftsverein üblich, waren die Gäste privat untergebracht) hat er im Gelben Sack und im Keller gewühlt, und hat spontan vor dem Auftritt aus alten Kartons und Dosen, Kunststoffbehältern und Weinkisten, mit ausgedienten Marmelade- und Gurkengläsern ein Set aufgebaut, auf dem der als Zwischenspiel ein mehrminütiges, überraschend wohlklingendes Solo dargebot; und dabei mit ungeheurer Fingerfertigkeit demonstrierte, wie unterschiedlich Gläser mit und ohne Deckel klingen. Klingen können, wenn man damit umzugehen weiß. Mit diesem gelungenen Intermezzo hatte Marco Fadda natürlich das Publikum erobert und viele Lacher und noch mehr Beifall eingeheimst. Seine Verbundenheit mit Biberach und Oberschwaben, mit seinen zahlreichen Freunden hier unterstrich Beppe Gambetta zum einen, dass er seinen langjährigen Freund, den in Erolzheim verheirateten Dänen Jesper Rübner-Petersen mit seiner Mandoline auf die Bühne holte und sie ein paar Stücke im Quartett darboten. Aber auch mit dem Schützenfestlied, das das Trio eigens für den Biberacher Abend eingeübt hatte und zum Schluss in gänzlich ungewohnter Instrumentierung intonierten. Das Publikum sang natürlich mit; es klang jedoch weihnachtlich-besinnlich ruhig. Das mag aber auch dem Umstand geschuldet sein, dass das Beppe Gambetta Trio viele Fans aus der weiteren Umgebung angelockt hat, und all diese das Lied (noch) nicht kannten. Tosender Applaus holte die Musiker für zwei Zugaben zurück auf die Bühne, und nach über zweieinhalb Stunden kurzweiliger Unterhaltung endete ein weiteres tolles Konzert aus dem Biberacher Kulturkalender.