Jüngst weilten mehrere Mitglieder des Vereins Städte Partner Biberach e.V. (StäPa), darunter Marianne Wilhelm (Vorsitzende Tendring-Ausschuss) und Hans-Bernd Sick (Vorsitzender StäPa), zusammen mit Josepha Brugger, Beauftragte für Städtepartnerschaften im Biberacher Rathaus, im britischen Tendring District. Bei etlichen Arbeitstreffen stellte sich J. Brugger, die diese Stelle seit Februar 2022 innehat, bei den dortigen städtepartnerschaftlichen Verantwortlichen vor, und besprachen dabei zukünftige gemeinsame Aktivitäten.
Nach der Ankunft am Montagabend, ging es am Dienstag gleich in die Vollen. Das erste Gespräch fand im Tendring District Council (TDC) statt, das im Princess Theatre in Clacton untergebracht. Dort fand ein interessantes Gespräch über mögliche gemeinsame Projekte mit Chief Executive Ian Davidson statt.
Als nächstes ging es zum CVST, dem Communal Voluntary Service Tendring, einer Organisation, die Aktivitäten von Freiwilligen zum Wohle der Bevölkerung anstößt, umsetzt und koordiniert. Wenige Festangestellte arbeiten mit etwa 300 Freiwilligen. Ihr Angebot ist sehr vielfältig. Es geht von Programmen zum Abnehmen, über Betreuung zur Verhinderung von Krankenhauseinweisungen, Gemeinschaftsgärten bis zum Social proscribing, einem Verschreiben von sozialen Aktivitäten. Wer mehr darüber wissen möchte findet ausführliche Infos auf der Website des CVST (www.cvstendring.org.uk).
Die Youth Performerz vom Princess Theatre sind in Biberach vielen bekannt durch Aufführungen in der Stadthalle. Wir konnten bei einer Probe kurz mit der Leiterin Melissa Wenn sprechen. Sie sagte, sie würde immer wieder von den Kindern gefragt, wann denn die nächste Aufführung in Biberach stattfinden könnte. Einige der Kinder hätten nach dem Gastspiel in 2019 immer noch Kontakt zueinander und es gebe sogar Ferienaufenthalte in Biberach. Ein möglicher Termin für ein nächstes Projekt wurde ins Auge gefasst, muss aber zuerst mit allen Beteiligten abgestimmt werden.
Bevor es abends zum gemeinsamen Essen mit den Tendring Twinners ging, schauten sich die Biberacher kurz auf dem Clacton Pier um, versuchten möglichst schnell durch den ohrenbetäubenden Lärm in den Hallen voller Spielgeräte am Anfang des Piers zum ruhigeren Ende am Meer zu kommen. Abends im Armstrongs waren glücklicherweise sehr wenig andere Gäste da, so dass man sich problemlos mit den Freunden der Tendring Twinning Association (TTA) unterhalten konnte.
Am Mittwoch, 27. Juli, stand Colchester auf dem Programm. Die Stadt gehört zwar nicht mehr zum Tendring District (TD), aber viele Angebot richten sich an dessen Bewohner. So kann Deutsch als Fremdsprache nur noch in Colchester erlernt werden, die University of Essex ist die nächstgelegene Uni und auch der TDC arbeitet District-übergreifend mit Colchester zusammen. Nach einer Stadtführung ging es zu Firstsite, einer Kunstmuseum mit Kino und einem sehr breiten Mitmach-Angebot für die ganze Familie. Schon allein das neu erbaute Gebäude ist ein Hingucker. Es wurde auf einem schwimmenden Betonfundament gebaut, um die darunterliegende Schicht aus der Zeit der Römer nicht zu beschädigen. Innen bietet es neben Kino, Ausstellungsräumen, Cafes, viele hohe schräge Wände, die in unregelmäßig Abständen von Künstlern neugestaltet werden. Der Besuch im Museum, das 2021 vom Art Fund zum Museum des Jahres 2021 gewählt wurde, wie auch etliche seiner Angebote sind übrigens kostenlos; Spenden sind natürlich gerne gesehen. Mehr Informationen zum sehenswerten Firstsite gibt es unter https://firstsite.uk/
Am Donnerstag ging es nach Harwich, ganz im Norden des Districts. Gebührend begrüßt durch den Town Crier, wurden uns auch hier die Highlights der Stadt gezeigt. Am imposantesten war wohl der alte Electric Palace, das alte Lichtspielhaus (www.electricpalace.com). Es wurde erst unlängst renoviert und zeigt sich so wie zur Zeit seiner Eröffnung vor 111 Jahren. Neben neuer Technik existiert auch noch die alte, so dass man alle Filme zeigen kann, auch Stummfilme mit Klavierbegleitung wie unlängst zum Jubiläum. Eine kurze Sequenz von Downton Abbey wurde hier gedreht, was ein ausverkauftes Kino zur Folge hatte, als der Film gezeigt wurde. Harwich hat noch andere Besonderheiten zu bieten: Jährlich im Sommer findet das Harwich Festival statt, ein Musikfestival (www.harwichfestival.com). Im Herbst steigt das International Shanty Festival mit etwa 70 Gruppen (www.harwichshantyfestival.co.uk). Mit Pam aus dessen Organisationsteam haben wir uns getroffen; sie wird mit ihrer Black Deep Shanty Crew im nächsten Jahr zum StäPa- Folk Festival nach Biberach kommen, worauf sie sich schon sehr freuen.
Der Freitag wurde dann etwas gemütlicher. Morgens übergaben Marianne und Sue die erste Kiste mit englischen Büchern in Großdruck an das Read House. Danach traf man sich am Walton Naze Tower zur Besichtigung des Turms und der abbrechenden Steilküste. Der 1720 erbaute Turm diente anfangs den Seeleuten als Navigationspunkt. Heute kann man über eine enge gusseiserne Wendeltreppe die 8 Stockwerke erklimmen und oben den herrlichen Ausblick genießen auf die Backwaters und das Meer. Auf den 8 Stockwerken werden Kunstgegenstände zum Verkauf angeboten. Am Fuß des Turms verwöhnten uns die englischen Twinners mit einem Picknick. Nachmittags fuhren wir zur Besichtigung des Martello Towers in Jaywick. Der Turm war zur Verteidigung gegen die Angriffe Napoleons gebaut worden und dient heute als Art Center für Jaywick. Als Abschluss der Woche gab es leckeren Fish and Chips von der TTA, serviert vor 2 Beach Huts am Strand von Frinton.
Wir konnten ein paar tolle und intensive Tage mit den Freunden von der TTA verbringen. Die vielen Gespräche geben Anlass zur Hoffnung, dass wir in der nächsten Zeit noch etliche gemeinsame Aktivitäten vor uns haben.