Vokalensemble Abadelia und Quartetto Zambruno geben Konzert in der Gigelberghalle
Von Gerhard Trüg
Biberach (sz) – Das Vokalensemble Abadelia und das Quartetto Zambruno haben am Wochenende ein Konzert in der Gigelberghalle gegeben. Zwei Jahre lang mussten die Konzerte aufgrund der Corona-Pandemie immer wieder verschoben werden. Umso größer war die Freude bei Musikern und Publikum, dass das Konzert nun zustande kam.
Den Beginn machte das Gesangsquartett Abadelia mit zwei Sängerinnen und zwei Sängern. Alle vier leben heute in Stuttgart. Gleich bei ihrem ersten traditionellen Lied fühlte sich mancher Zuhörer innerlich nach Georgien versetzt. Im typisch drei- bis vierstimmigen Gesang erlebten die Besucher die ganz eigenständige georgische Mehrstimmigkeit, die 2001 zum Weltkulturerbe der Unesco erklärt wurde. Nicht wie in der deutschen Musik ist die Dur-Moll-Harmonik vorherrschend, sondern der Gesang ist meist auf drei Stimmen verteilt – mit zwei Frauenstimmen, mit eigener, nichteuropäischer Stimmführung.
Dazu gesellen sich eine oder zwei Männerstimmen, oft mit gehaltenen Harmonietönen, ganz einfach strukturiert und trotzdem sehr effektvoll. Auffallend und sehr archaisch wirkend, sind die Abschlüsse entweder im Einklang oder im Quintabstand, sodass keine eindeutige Dur-Fröhlichkeit oder Moll-Traurigkeit entstehen kann. Die erste Sängerin gab sehr charmant Erläuterungen zu den Liedern. Zwischendurch gab es Instrumentalbegleitung auf der Panduri, einer dreisaitigen kleinen Laute, die in Ostgeorgien zu Liedern und Tänzen gespielt wird. Weil Gesang immer auch gemeinschaftsfördernd ist, durfte das Publikum bei einem Lied immerhin mit drei verschiedenen Tönen sehr erfolgreich mitsingen.
Nach der langen Pause, in der georgischer und piemontesischer Wein verköstigt wurde, und andere Leckereien aus den Partnerregionen gekauft werden konnten, wies der Vereinsvorsitzende des Partnerschaftsvereins Hans-Bernd Sick auf die seit 40 Jahren bestehende Partnerschaft mit Asti hin und begrüßte die Folkloregruppe Quartetto Zambruno aus Asti, bestehend aus der Sängerin Betti Zambruno und dem Sänger Vincenzo Marchelli und zwei Instrumentalisten mit Gitarre, Blockflöte und Posaune.
Der Unterschied zwischen den musikalischen Kulturen hätte nicht deutlicher sein können. Typischer italienischer Melodienreichtum, zweistimmig vorgetragen, versetzte die Zuhörer in das geliebte Urlaubsland und in die piemontesische Landschaft. Die Lieder, oft in Strofenform mit Refrain, wurden mit viel Emphase und Gestik vorgetragen. Die beiden Instrumentalisten begleiteten gekonnt und improvisierten in den Gesangspausen höchst virtuos und professionell, dass es eine Freude war. Inhaltlich ging es bei den Liedern um Alltagsbegebenheiten, wie Gewitter und Sturm im Piemont, um Hausangestellte bei reichen Leuten oder um Liebe im Garten. Die Inhalte wurden von Betti Zambruno italienisch erläutert und vom Gitarristen kurz englisch erklärt, aber das Lustige, das Schalkhafte und die Pointen konnte man nur durch die Gestik und Mimik erahnen. Bei den vielen vorgetragenen Liedern wären Hinweise in deutscher Sprache sicherlich hilfreich gewesen.
Trotz der Länge des Abends war das Eintauchen in die Kulturen der Partnerregionen interessant und amüsant und ging ins Herz. Und es weitete den Blick für die Seele der Regionen. Es war ein Abend gelebter kultureller Partnerschaft und so wichtig für den Zusammenhalt und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Staaten.
(veröffentlicht am 11.10.2021 in der Schwäbischen Zeitung, Ausgabe Biberach; Veröffentlichung mit Erlaubnis der SZ-Lokalredaktion Biberach)
Fotos: Hans-Bernd Sick