Tandem-Mentorenpaare

treffen sich mit mit Mentorenpaaren aus Biberachs Partnerstadt in England

2023 besucht Sonia Shaljean, die Leiterin des von ihr initiierten Mentorenprogramms „lads need dads“, Biberach im Rahmen eines Partnerstädtetreffens und lernte das Mentorenprogramm „Tandem“ des Biberacher Bildungsbüros kennen. Aus diesem Kontakt heraus lud sie uns zu einem Gegenbesuch in England ein. Und so reisten drei Mentorenpaare mit ihren Jungs bzw. jungen Männern im Alter von 14 bis 20 Jahre zusammen mit Katharina Jehle, Leiterin des Tandemprojektes, vom 28. bis 31. Mai 2024 nach England. Dank einer großzügigen Spende der Bruno-Frey-Stiftung und den städtischen Zuschüssen konnte die reise realisiert werden.

Nach umfangreichen Vorbereitungen (Spendengelder sammeln, Organisation der Reise, Vortreffen) fuhren wir am 28.05.24 mit dem Zug zum Flughafen Stuttgart. Nach einigen kleineren Problemen mit Anreise und Sicherheitsabfertigung landeten wir am Nachmittag in London Heathrow und fuhren mit der U-Bahn zur Haltestelle Westminster. Dort erwartete uns Sonias Mann Joel mit einem Kleinbus. Auf dem Weg nach Birch Hall, einem Abenteuercamp, das Sonia für unsere Unterbringung gebucht hatte, fuhr uns Joel vorbei an Westminster Abbey, dem Parlament zum Buckingham Palast, wo wir kurz aussteigen konnten. Danach ging es über die Tower Bridge ins ca. 2 Stunden entfernte Birch Hall. Müde und ausgehungert kamen wir dort an und mussten glücklicherweise nicht lange auf ein Abendessen warten. In Birch Hall waren schon drei der englischen Mentoren mit ihren drei Jungs/jungen Männer, im Alter unserer Jungs. Unsere Englischkenntnisse waren sehr unterschiedlich, doch fanden wir beim Abendessen und beim späteren „Touchball“ Spiel (englische Variante unseres Völkerballs) einen guten Weg zur Kommunikation untereinander. Die Nacht empfanden wir unterschiedlich erholsam, da die Stockbetten sehr eng waren und es auch Mäuse gab. Dafür war der nächste Tag voller Aktivitäten und Überraschungen: Es gab ein reichhaltiges Frühstück, liebevoll zubereitet von der „Herbergsmutter“ Emma. Danach war Klettern an der Kletterwand angesagt. Unser „Instructor“ Peter führte uns mit Spielen an das Klettern heran. Später zeigte er uns, wie wir uns gegenseitig sichern müssen und dann gab es mehrere Runden Wettklettern: klare Sieger war unsere Jugend!

Nach einer kurzen Pause stand Bogenschießen auf dem Programm. Es wurden zwei Mannschaften gebildet, die sich analog zum „Touchball“ abschießen mussten. Natürlich hatten wir dafür spezielle Pfeile und Schutzbrillen. Als Steigerung bekam im nächsten Durchgang einer aus der Mannschaft eine verdunkelte Brille, mit der er nichts mehr sehen konnte. Diese Person, „VIP“ genannt, musste von den anderen zu einem bestimmten Punkt an der Mittellinie geführt werden. Gelang das, hatte die VIP- Mannschaft gewonnen. Wurde die VIP-Person getroffen, gewann die andere Mannschaft. Da die Teams gut durchmischt waren (Alter und Nationalität), brachte uns das weiter als Gruppe zusammen. Zum Mittagessen lernten wir ein Grillfeuer mit einem Flintstein anzuzünden. Nachmittags ging es mit sehr kippeligen Kajaks auf einen kleinen See. Nach dem Einpaddeln mussten wir zunächst Geschicklichkeitsaufgaben erledigen, z. B. aufrecht stehen im Boot. Später machten wir noch ein paar Mannschaftsspiele. Die Spiele hatten das Ziel, dass möglichst viele ins Wasser fallen oder sonst irgendwie nass wurden – und so war es auch. Nach dem Umziehen waren alle freien Sonnenplätze mit nasser Kleidung belegt. Die letzte Unternehmung (nach Kaffee und Kuchen) war eine Bootsfahrt mit zwei Booten zu diversen Seehundbänken. Beim Abendessen wurden wir von einer Dudelsackgruppe überrascht. Sie spielten ein paar Stücke und danach kamen wir mit den Musikern ins Gespräch. Sie erklärten uns, wie ein Dudelsack gespielt wird. Dieser Tag war der einzige warme und sonnige Tag und wir ließen ihn am Lagerfeuer ausklingen.

Am nächsten Tag fuhren wir alle gemeinsam zur Suffolk Landwirtschaftsmesse in Ipswich. Dort gab es Vorführungen und Preisverleihungen für die verschiedensten Tiere: Schafe, Pferde, Hirtenhunde, Polizeihunde, etc. Daneben ein großes Zelt mit regionalen Produkten, Flugsimulator, Fahrzeugsimulator u.v.m. Jeder fand etwas, das ihn interessierte. Kurz bevor wir zum Bus von Joel gingen, gab es ein paar kurze Regenschauer und als wir losfuhren wollten, blieben wir im Matsch stecken. Also aussteigen und schieben. Dabei wurden wir tatkräftig von anderen Besuchern unterstützt. Abends nach dem Abendessen saßen wir in einer kleineren Gruppe zusammen und tauschten uns über die beiden Mentorenprogramme aus. Während wir in Biberach eine Einzelbetreuung von Jungen und Mädchen haben, die auf Unterstützung in der Schule ausgerichtet ist, wird in England eine Gruppe von Jungen von mehreren Männern begleitet. Die Jungen lernen zunächst sich ihrer Emotionen bewusst zu werden, bevor es dann mehr und mehr informelle Treffen zwischen Mentoren und Jungen kommt. Laut Sonia ist der Vorteil, dass der Wegfall eines Mentors (egal aus welchem Grund) von der Gruppe aufgefangen werden kann und weil jeder Mentor andere Fähigkeiten hat, haben die Jungen so mehr Vorbilder, an denen sie sich orientieren können.

Am Abreisetag machte uns Emma ein sehr reichhaltiges „English breakfast“. Damit überstanden wir den Rückreisetag ohne weitere Mahlzeiten. Es regnete und der Abflug verzögerte sich um mehr als eine Stunde. Der Regen bei unserer Ankunft in Memmingen war noch stärker und wir waren froh wohlbehalten zu Hause angekommen zu sein.

Die 4 Tage haben uns 3 Mentorenpaare einander nähergebracht und wir haben von unseren englischen Freunden neue Impulse für unsere Arbeit erhalten. Wir sind uns einige, dass wir den Kontakt mit „lads need dads“ weiter pflegen wollen und wir möchten uns gerne mindestens einmal jährlich in Biberach oder England treffen.