Ort: Biberach, ehemaliges Lager Lindele (heute Hochschule der Polizei)
Das Areal des ehemaligen Lagers Lindele, auf dem heute die Polizeihochschule steht, hat bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine wechselvolle Geschichte durchlaufen. War es zunächst ein Garnisonsstandort, wurde es 1940 zum Kriegsgefangenenlager. 1941 gelang 26 kriegsgefangenen britischen Offizieren mittels eines selbst gegrabenen Tunnels eine spektakuläre Flucht, die in späteren Jahren verfilmt worden ist.
Bedeutend schlimmer war von November 1941 bis Februar 1942 die Situation für bis zu 3000 elend untergebrachte sowjetische Kriegsgefangene, von denen mindestens 146 starben und heute auf dem sogenannten „Russischen Friedhof“ in Biberach bestattet sind. Von September 1942 bis Kriegsende waren 2000 britische Deportierte, vorwiegend von der Kanalinsel Guernsey, im Lager interniert; 19 verstarben. Außerdem kamen im Lager bis 1945 dutzende Kriegsgefangene aus anderen europäischen Ländern und mindestens neun ehemalige KZ-Häftlinge – deutsche, österreichische und nordafrikanische Juden – ums Leben. Für alle diese Toten gibt es bis heute in Biberach keinen zentralen Gedenkort. Deswegen hat der Biberacher Gemeinderat den in Frankreich, Portugal und Deutschland wirkenden Bildhauer Robert Schad beauftragt, eine Skulptur des Gedenkens zu schaffen. Exakt am Tag der Befreiung des einstigen Lagers, dem 23. April, durch die französische Armee wird sie um 11 Uhr im Rahmen eines Festaktes der Öffentlichkeit übergeben.
(Text: Stadt Biberach; Fotos: Hans-Bernd Sick/StäPa)